Verbundbeständigkeit von Befestigungskompositen zu Hybrid- und Glaskeramik
Für die klinische Langzeitbeständigkeit keramischer Restaurationen ist ein belastbarer und zuverlässiger Verbund zwischen dem Befestigungskomposit und der Keramik von großer Bedeutung. Frau Dr. Tian Tian berichtet im folgenden Interview über ihre Erkenntnisse aus einer Untersuchung zur Mikrohaftverbundfestigkeit von sechs Befestigungskompositen zur Hybridkeramik VITA ENAMIC und Glaskeramik IPS e.max CAD.
DV: Frau Dr. Tian, welche Rückschlüsse erlauben die Testergebnisse zur Verbundbeständigkeit von Befestigungskompositen zu Glas- bzw. Hybridkeramik im klinischen Einsatz?
Dr. Tian Tian: Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Auswahl des Befestigungsmaterials einen entscheidenden Faktor darstellt, der die Langzeitbeständigkeit der keramischen Restaurationen stark beeinflusst. Bei allen getesteten Kombinationen aus Befestigungs und Restaurationsmaterial wurde im Verlauf der Zeit eine Verminderung der Haftfestigkeit beobachtet. Dabei unterscheiden sich die initial ermittelten Haftwerte zu den Haftwerten nach künstlicher Alterung je nach eingesetztem Befestigungskomposit signifikant.
DV: Für welche Materialkombinationen wurden nach dreimonatiger Lagerung besonders hohe und für welche Kombinationen relativ niedrige Haftverbundwerte gemessen?
Dr. Tian Tian: Nach dreimonatiger Lagerung in Wasser wurden die höchsten Haftfestigkeitswerte mit Variolink II (Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) in Kombination mit den Glaskeramiken ermittelt. Dasselbe Befestigungskomposit erzielte bei VITA ENAMIC die höchsten initialen Werte, nach der Alterung zeigte RelyX Ultimate (3M ESPE, St. Paul, USA) aber geringfügig bessere Ergebnisse. Die geringste Haftfestigkeit nach dreimonatiger Lagerung in Wasser wurde abhängig vom Restaurationsmaterial mit verschiedenen Zementen gemessen.
DV: Konnten Sie signifikante Unterschiede zwischen den Materialklassen Glas- und Hybridkeramik feststellen, was den Haftverbund zu Befestigungsmaterialien anbetrifft?
Dr. Tian Tian: Es wurden für alle Klassen ähnlich hohe Haftfestigkeiten nach Alterung in Wasser erzielt. Ein Unterschied bestand in der Versagensart: In der Gruppe der Hybridkeramik wurde am häufigsten ein kohäsives Versagen festgestellt, während bei den Glaskeramiken überwiegend gemischte Versagensfälle sowie Adhäsionsversagen auftraten. Da bei Kohäsionsversagen der Übergang zwischen Keramik und Befestigungsmaterial nicht betroffen ist, ist hier keine Aussage über die tatsächlich erzielbare Haftfestigkeit möglich.
DV: Welche Werte sollten in Tests mindestens erreicht werden, sodass in der Klinik ein dauerhafter Verbund von den Keramiken zum Befestigungskomposit erwartet werden kann?
Dr. Tian Tian: Ein dauerhafter Verbund ist von vielen Faktoren abhängig und durch verschiedene Laborstudien sowie klinische Tests zu belegen. Die Bestimmung der Mikrozugfestigkeit ist eine von vielen Methoden, mit der sich die Adhäsion ermitteln lässt. Einen zu erzielenden Minimalwert anzugeben, ist nicht sinnvoll. Wichtiger ist es, Gruppen innerhalb derselben Studie (mit identischen Testbedingungen) zu vergleichen. Dabei gilt: Je länger die Lagerung, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse für den Praxisanwender.
DV: Haben Sie bei Ihrer Untersuchung mit Glas- bzw. Hybridkeramik Fälle von Dezementierung beobachtet?
Dr. Tian Tian: Es wurde während der Durchführung der Untersuchung kein einziger Fall von Dezementierung beobachtet. Dieses Resultat weist darauf hin, dass die Adhäsion zwischen den getesteten Befestigungskompositen und der Glaskeramik IPS e.max CAD sowie der Hybridkeramik VITA ENAMIC nach dreimonatiger Lagerung in Wasser noch relativ stark war.
DV: Gibt es Kombinationen aus Befestigungs- und Restaurationsmaterial, die Sie auf Basis der Testergebnisse für den klinischen Einsatz als besonders geeignet bewerten würden?
Dr. Tian Tian: Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, dass Variolink II nach dreimonatiger Alterung in Wasser in Kombination mit allen drei Keramiken sehr hohe Haftfestigkeitswerte erzielte. Um jedoch generelle Aussagen über die Langzeitbeständigkeit der Adhäsion zwischen Befestigungskompositen und Glas- bzw. Hybridkeramiken treffen zu können, sind weitere Studien mit einer längeren Alterung sowie zusätzliche klinische Studien erforderlich.
Bericht 09/15
Quelle: Universität Hong Kong, Zahnmedizinische Fakultät, Abteilung Dentale Materialwissenschaften, Dr. Tian Tian et al., Hong Kong, China; 03/2015
Hinweis: Testbericht veröffentlicht als Poster Abstract „Evaluation of bonding durability between
CAD/CAM ceramics and resin cement“ IADR 2013, Boston, USA