VITA VIONIC SOLUTIONS: Prothesenfertigung per Knopfdruck
Im März 2017 wurde mit VITA VIONIC SOLUTIONS (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) erstmals ein abgestimmtes Materialsystem zur prozesssicheren CAD/CAM-Prothesenfertigung vorgestellt. Das System umfasst Wachs- und PMMA-Rohlinge zur Herstellung von Wachsanproben und definitiven Prothesenbasen, spezielle Zahnrahmen für die CAM-Bearbeitung von Prothesenzähnen und eine Befestigungslösung zur adhäsiven Fixierung der Konfektionszähne in den gefrästen Basen. In Verbindung mit intelligenten CAD/CAM-Lösungen wie Ceramill FDS lassen sich damit quasi „per Knopfdruck“ Prothesen herstellen. ZT Karl-Heinz Körholz (Königswinter-Vinxel, Deutschland) beschreibt in diesem Beitrag den digitalen Workflow Schritt für Schritt.
1. Befundsituation
Eine 75-jährige, agile Patientin war unzufrieden mit dem Tragekomfort und dem ästhetischen Erscheinungsbild ihrer Totalprothesen. Der Kieferkamm im Unterkiefer zeigte sich deutlich kompromittiert und spitz zulaufend. Im Bereich der Inzisiven war dieser bereits auf Mundbodenniveau resorbiert. Analoge Verhältnisse lagen im Oberkiefer vor, wobei im ersten Quadranten der teilimpaktierte Zahn 18 mit der Okklusalfläche schräg nach vestibulär durchgebrochen war. Nach umfassender Beratung entschied sich die Patientin für eine Neuanfertigung. Es wurde beschlossen, die Prothese im digitalen Verfahren herzustellen.
2. Abformung, Bissregistrierung und Scan
„Die anatomischen Abformungen, Relationsschablonen und Funktionsmodelle müssen präzise sein! Wenn diese Arbeitsschritte nicht gut vorbereitet sind, sollte man auch erst gar nicht in den digitalen Workflow gehen“, empfiehlt Körholz. Erste Fehler würden sich sonst durch den gesamten Prozess bis in die finale Versorgung fortsetzen. Im vorliegenden Fall wurden nach Abformung, Modellherstellung und Relationsbestimmung die beiden Funktionsmodelle initial einzeln gescannt und danach die vertikale Dimension mithilfe der artikulierten Modelle und der Bissschablonen digitalisiert.
3. Modellanalyse, Konstruktion und Einprobe
Zur funktionellen Festlegung der Aufstellung wurde eine digitale Modellanalyse nach TiF mit der Ceramill Mind-Software durchgeführt. „Nach der Zahnauswahl brauchte ich dann nur noch auf den Enter-Button zu drücken und die Prothesenzähne waren virtuell aufgestellt“, beschreibt Körholz den Prozess. Die Prothesenbasis kann bei Bedarf mit den Designtools individuell gestaltet werden. Im aktuellen Fall erfolgte eine geringfügige, virtuelle Individualisierung der Oberkieferfront. Danach wurde die Prothese zur klinischen Einprobe aus dem zahnfarbenen VITA VIONIC WAX Rohling (Farbe: white) vollformatig gefräst. „Mit diesem wichtigen Zwischenschritt lässt sich noch einmal die Funktionalität und Ästhetik kontrollieren. Dazu gehört unter anderem, ob sich Okklusionsebene und Mittellinie harmonisch in das orale Gesamtbild integrieren“, erklärt Körholz. Daneben ermöglicht die Einprobe auch die Kontrolle der Phonetik.
4. Prothesenherstellung und Finalisierung
Nach erfolgreicher Überprüfung aller Parameter erfolgte dann, analog zur CAD-Planung, die zirkuläre und basale CAM-Modifikation der VITAPAN EXCELL DD FRAME Frontzähne und der VITAPAN LINGOFORM DD FRAME Seitenzähne mit dem Ceramill Motion 2-System. Daneben wurde die definitive Prothesenbasis aus einem VITA VIONIC BASE PMMA-Rohling gefräst. „Das macht die CAM-Maschine perfekt! Im Ergebnis passen die Prothesenzähne präzise in die gefrästen Alveolen der Basis – wie zwei Legosteine, die sich perfekt ineinander fügen“, erläutert Körholz. Nach Konditionierung von Basis und Prothesenzähnen erfolgte die adhäsive Befestigung der Front- und Seitenzähne in den gefrästen Alveolen. Marginale Überschüsse wurden entfernt und die Polymerisation final im Drucktopf durchgeführt. Die finale, manuelle Ausarbeitung ging dank präziser CAM-Verarbeitung einfach und schnell von der Hand. Die Patientin war mit der natürlichen Wirkung der Prothese und dem guten Tragekomfort der grazil gestalteten Neuversorgungen höchst zufrieden.
Bericht 07/17