VITA ENAMIC: Neues aus Wissenschaft und Forschung
Professor Dr. Russell Giordano (Boston University, Henry M. Goldman School of Dental Medicine, USA) hat bereits 1996 das erste Patent für die Hybridkeramik VITA ENAMIC angemeldet. Seine Forschungsarbeit war ein wichtiger Meilenstein für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Materials bis hin zur Markteinführung im Jahr 2013. Darüber hinaus hat er in den vergangenen Monaten diverse Leistungstests mit dem neuen CAD/CAM-Material durchgeführt, über die er im folgenden Interview berichtet.
DV: Herr Prof. Dr. Giordano, Sie haben in Bruchlastuntersuchungen die Hybridkeramik VITA ENAMIC mit anderen CAD/CAM-Materialien verglichen – mit welchem Ergebnis?
Professor Dr. Russell Giordano: Im Vergleich von Kronenrestaurationen (mit okklusalen Wandstärken von 1,5 mm und marginalen Wandstärken von 1,0 mm) aus VITA ENAMIC und IPS e.max CAD (Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) wurde im statischen Bruchlastversuch für die Hybridkeramik ein höherer Mittelwert ermittelt, wobei die Bruchlastwerte beider Materialien jedoch in einem ähnlichen Bereich lagen. Bei Durchführung des gleichen Bruchlasttests nach dynamischer Belastung der Materialien erreichte VITA ENAMIC einen signifikant höheren Bruchlastwert als IPS e.max CAD.
DV: Wie ist dies zu interpretieren?
Professor Dr. Russell Giordano: Im Dual-Netzwerk von VITA ENAMIC bildet das Keramiknetzwerk ein festes „Rückgrat“, das Polymernetzwerk stoppt Risse. Beide Netzwerke greifen nicht nur ineinander, sondern bilden zudem jeweils für sich eine intakte Struktur. Bei Kompositen wie z.B. Lava Ultimate (3M ESPE, Seefeld, Deutschland) sind dagegen viele, einzelne Keramikpartikel von einer Polymermatrix umgeben. VITA ENAMIC unterscheidet sich auch von traditionellen Keramiken: Diese können zwar eine hohe Festigkeit aufweisen, sind aber gleichzeitig vergleichsweise spröde und können sich daher nicht so einfach verformen, ohne dass es dabei zu einer Fraktur kommt.
DV: Ist bei VITA ENAMIC eine geringere Neigung zur Materialermüdung zu erwarten als bei traditionellen Keramiken?
Professor Dr. Russell Giordano: Natürliche Zähne weisen häufig zahlreiche Mikro- bzw. Schmelzrisse auf und bleiben dem Patienten dennoch ein Leben lang erhalten. Daher ist es auch bei einem Restaurationsmaterial wünschenswert, dass ggf. auftretende Mikrorisse nicht zum Versagen der Restauration führen. VITA ENAMIC kann dank seines Polymer-Netzwerks Druckbelastungen absorbieren und ggf. auftretende Risse stoppen.
DV: Was hat Sie und Ihr Team an der Universität Boston beim klinischen Einsatz von VITA ENAMIC besonders überzeugt?
Professor Dr. Russell Giordano: VITA ENAMIC ist farbstabil und lässt sich mit der Sirona MC XL-Einheit (Sirona Dental GmbH, Wals, Österreich) – bei erhöhten Schleiferstandzeiten – einfach und schnell maschinell verarbeiten. Wandstärken von 0,3 mm sind mit exakten Rändern und ohne das sonst oftmals typische „Chipping-Problem“ traditioneller Keramiken realisierbar. Veneers aus VITA ENAMIC können sogar bis auf 0,2 mm reduziert werden. Damit schließt sich eine wichtige Lücke im CAD/CAM-Materialangebot. Sogar unser Dekan Prof. Dr. Jeffrey W. Hutter hat Restaurationen aus VITA ENAMIC!