Neue Chancen und Möglichkeiten – die digitale Zahnheilkunde 2.0
Für Dr. Gerhard Werling (Bellheim, Deutschland) und Dr. Bernhild-Elke Stamnitz (Langen, Deutschland) hat sich die neue Hybridkeramik bislang nicht nur sehr gut bewährt, sondern auch das Spektrum an Möglichkeiten zur Herstellung computergestützter Versorgungen erweitert. Wie der revolutionäre Werkstoff neue Chancen für die digitale Zahnheilkunde 2.0 eröffnet, berichten die beiden Praxisanwender im folgenden Interview.
Dr. Gerhard Werling, Bellheim
DV: Herr Dr. Werling, welche Versorgungen realisieren Sie heute mit der Hybridkeramik, die Sie bisher mit traditionellen, zahnfarbenen CAD/CAM-Keramiken oftmals kaum umgesetzt hätten?
Dr. Gerhard Werling: VITA ENAMIC eignet sich ideal für minimalinvasive, filigrane Konstruktionen und immer dann, wenn ein sehr präziser Randschluss erforderlich ist. Bei der Versorgung von Knirscher- und Abrasionsgebissen ist die Hybridkeramik für mich eine gute Werkstoffalternative zu traditioneller Keramik, auch wenn dies vom Hersteller mangels ausreichender klinischer Daten bislang noch nicht offiziell freigegeben ist.
DV: Daneben berichten Sie in Ihren Vorträgen u. a. auch vom sog. „Digitalen Mock-up“. Was ist damit gemeint und wie setzen Sie dies konkret in Ihrer Praxis um?
Dr. Gerhard Werling: Wir fertigen die geplante Versorgung probehalber computergestützt aus VITA ENAMIC. Handelt es sich um eine additive Optimierung wie z. B. eine Kronenverlängerung, kann dieses Mock-up, falls es dem Patienten zusagt, auch als definitive Non-Prep-Versorgung genutzt werden.
DV: Warum halten Sie gerade die neue Hybridkeramik bei den von Ihnen genannten, „neuartigen“ CAD/CAM-Versorgungsformen für besonders geeignet?
Dr. Gerhard Werling: Dank der hohen Kantenstabilität können die Restaurationsränder – besonders gut mit den VITA ENAMIC Polierkörpern – so dünn auspoliert werden, dass der Übergang zur natürlichen Zahnsubstanz quasi „unsichtbar“ ist.
Dr. Bernhild-Elke Stamnitz, Langen
DV: Frau Dr. Stamnitz, in einer von Ihnen publizierten Falldokumentation zeigen Sie die Herstellung von sog. Tabletops, also okklusale Veneers zur Kauflächenrekonstruktion. Was hat Sie bewogen, hierfür VITA ENAMIC einzusetzen?
Dr. Bernhild-Elke Stamnitz: Die Hybridkeramik ermöglicht optimale Passung, perfekte Randgestaltung, hohe Haltbarkeit und eine dentinähnliche Elastizität. Daneben fühlt sich eine Versorgung aus VITA ENAMIC für viele meiner Patienten, im Gegensatz zu anderen Materialien wie etwa monolithischem Zirkoniumdioxid oder Lithiumdisilikat, wie ein natürlicher Zahn und nicht wie ein Fremdkörper an.
DV: Welche weiteren, „neuartigen“ Versorgungsformen haben Sie mittlerweile mit VITA ENAMIC verwirklicht, an die Sie sich mit dem CEREC-System bislang noch nicht gewagt hatten und warum?
Dr. Bernhild-Elke Stamnitz: Zähne, die bis auf Gingivaniveau und tiefer zerstört sind, können mit Stiftaufbauten aus VITA ENAMIC stabilisiert werden. Die Hybridkeramik eignet sich dafür aufgrund ihrer dentinähnlichen Elastizität aus meiner Sicht sehr gut. Da jedoch noch keine klinischen Langzeiterfahrungen vorliegen, ist dieses Verfahren noch experimentell.
DV: Frau Dr. Stamnitz, Praxisanwender überzeugen u. a. die CAM-technischen Verarbeitungseigenschaften von VITA ENAMIC wie etwa die kurzen Schleifzeiten. Was hat sich dadurch Ihrem Workflow verändert?
Dr. Bernhild-Elke Stamnitz: Der Schleifprozess in der CEREC MC XL dauert bei traditionellen Dentalkeramiken wie etwa dem Lithiumdisilikat länger. Ferner ist bei Keramiken wie dem Lithiumdisilikat ein Kristallisationsbrand erforderlich. VITA ENAMIC-Restaurationen können hingegen nach dem Schleifen in den meisten Fällen einfach poliert und gleich eingesetzt werden.