Materialspezifisch abgestimmt befestigen: Hybridkeramik versus Komposit
Unterschiedliche Werkstoffe erfordern spezifische Befestigungsprotokolle. So sind Komposite und Keramiken verschieden zu konditionieren. VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) verfügt über eine einzigartige duale Keramik-Polymer-Netzwerkstruktur mit einem hohen Keramikanteil (86 Gew.-%). Die Konditionierung kann deswegen analog zur Feldspatkeramik erfolgen. Neue Rohlinge auf dem Markt werden teils ebenfalls als Hybridkeramik bezeichnet. Hierbei handelt es sich allerdings um hochgefüllte CAD/CAM-Komposite. Dr. Sebastian Horvath (Jestetten, Deutschland) erläutert im Folgenden die materialspezifische Befestigung der unterschiedlichen Werkstoffe.
DV: Warum ist die adhäsive Befestigung indirekter Keramik-Restaurationen wichtig?
Dr. Sebastian Horvath: Der adhäsive Verbund zwischen Zahn und Restauration ist wesentlich für den klinischen Langzeiterfolg vollkeramischer Restaurationen. Er erhöht sowohl die Belastbarkeit der Restauration als auch des Zahns. Randundichtigkeiten werden reduziert, die Passung der Restauration sichergestellt. Voraussetzung dafür ist ein auf das Material abgestimmtes Befestigungsprotokoll.
DV: Nach welchem Protokoll ist die Hybridkeramik laut Herstellerangaben zu befestigen?
Dr. Sebastian Horvath: Dank des dominierenden Keramiknetzwerks kann das Material analog zu klassischen Feldspatkeramiken vorbehandelt werden. Zuerst muss die Oberfläche für 60 Sekunden mit Flusssäure (5 %) geätzt und danach sorgfältig mit Wasser gereinigt werden. Dann wird ein Silanhaftvermittler aufgebracht und je nach System danach noch ein Bonder appliziert.
DV: Welche klinischen Vorteile lässt dieses materialspezifisch abgestimmte Protokoll erwarten?
Dr. Sebastian Horvath: Das Protokoll ist analog zur Feldspatkeramik und somit bekannt. Es müssen also keine neuen Techniken und Verfahrensschritte erlernt werden, wodurch eine Eingewöhnungsphase entfällt. Darüber hinaus ermöglicht die Flusssäureätzung eine gute mikromechanische Retention. Generell gilt: Materialspezifische Protokolle sind für den sicheren Verbund und somit für den vorhersagbaren Behandlungserfolg essenziell.
DV: Wie sind moderne, hochgefüllte CAD/CAM-Komposite laut Herstellerangaben zu befestigen?
Dr. Sebastian Horvath: Diese Materialien ähneln in ihrer Grundstruktur konventionellen Kompositen. Sie verfügen über kein keramisches Netzwerk. Sie werden nicht mit Flusssäure geätzt, sondern mit Aluminiumoxid abgestrahlt. Schließlich wird ebenfalls ein Silanhaftvermittler aufgebracht und je nach System danach noch ein Bonder appliziert.
DV: Worauf ist bei der Konditionierung der Zahnhartsubstanz vor adhäsiver Eingliederung zu achten?
Dr. Sebastian Horvath: Adhäsivsysteme haben sich weiterentwickelt und sorgen jetzt trotz einfacher Handhabung für einen guten Verbund. Das minimiert Fehlerquellen und sorgt für vorhersagbarere Ergebnisse. Wir verwenden seit drei Jahren ein Ein-Flaschen-System in Kombination mit einem Desensitizer und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Abb. 1: VITA F&E, Bad Säckingen, Deutschland; Veröffentlichung: A. Coldea, B. Just, E. Bojemüller, J. Fischer (2015). Shear bond strength of adhesively bonded hybrid ceramic. Conference-Paper, IADR/AADR/CADR General Session, At Boston, Mass., USA.
Abb. 2a – 7b: Fotodokumentation der Befestgungsschritte von Dr. Sebastian Horvath, Jestetten, Deutschland.