Die Universität Genf untersucht im Rahmen einer klinischen Studie die Leistungsfähigkeit und Beständigkeit von verschraubten implantatgetragenen Kronenversorgungen aus Hybridkeramik (VITA ENAMIC IS, VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen Deutschland), Lithiumdisilikat (IPS e.max CAD, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) und Metallkeramik. Im Interview berichtet Frau Prof. Dr. Irena Sailer (Klinik für Festsitzende Prothetik und Biomaterialien, Zahnmedizinische Klinik, Universität Genf, Schweiz) von ersten klinischen Erfahrungen mit den neuen VITA IMPLANT SOLUTIONS (IS)-Rohlingen.
DV: Lassen vergleichsweise elastische Restaurationsmaterialien wie VITA ENAMIC IS aus Ihrer Sicht klinische Vorteile bei implantatgetragenen Versorgungen erwarten?
Prof. Dr. Irena Sailer: Weil diese Materialien eine gewisse Flexibilität aufweisen, wird eine geringere Chippingrate als bei herkömmlichen Keramiken erwartet. Ferner kann man damit rechnen, dass sich die Restaurationen für die Patienten „weicher" anfühlen. Diese berichten auch tatsächlich von einem sehr angenehmen Tragekomfort.
DV: In Ihrer Studie werden u.a. biologische Parameter wie Blutungsindizes und Plaqueanlagerung ermittelt. Welche ersten Erkenntnisse gibt es dazu bei VITA ENAMIC IS?
Prof. Dr. Irena Sailer: Für ganz konkrete Aussagen ist es noch zu früh. Bis zum jetzigen Zeitpunkt waren jedoch keine Auffälligkeiten zu beobachten. Es bleibt abzuwarten, wie stark die Abnutzung der Oberflächen nach einigen Jahren Tragedauer ist, inwiefern sich der PH-Wert verändert etc. All das kann die Indizes verändern.
DV: Bei der Implantatprothetik ist die Fraktur- und Komplikationsrate häufig vergleichsweise hoch. Welche klinische Beständigkeit zeigt VITA ENAMIC IS bislang im Recall?
Prof. Dr. Irena Sailer: Frühestens die 1-Jahres-Ergebnisse hierzu werden Aussagekraft haben. Bisher haben wir jedoch keine Auffälligkeiten beobachtet. Es sind beispielsweise auch keine Zementierungsverluste aufgetreten.
DV: Worauf sollten Zahnärzte und Zahntechniker beim Einsetzen und Verarbeiten von VITA ENAMIC IS zur Herstellung von Implantatkronen besonders achten?
Prof. Dr. Irena Sailer: Generell ist es bei dieser Indikationsstellung wichtig, beim CAD (Computer Aided Design) ein korrektes Emergenzprofil anzulegen. Materialspezifisch ist besonders darauf zu achten, die Verklebung mit der TitanKlebebasis bzw. dem Abutmentaufbau sehr sorgfältig vorzubereiten und dabei exakt den Herstellerangaben zu folgen.
Bericht 08/16