Ein intelligentes Behandlungskonzept für die implantatgetragene Einzelzahnkrone
Für einen guten Heilungserfolg und ein vorhersagbares Gingivamanagement im Rahmen einer Implantation braucht das Weichgewebe möglichst viel Ruhe. Gingivaformer, die gleichzeitig als Scanbody fungieren, bieten hier die Möglichkeit, einen Scan durchzuführen, ohne dabei den Heilungsprozess zu stören. Im vorliegenden Fall zeigt Dr. Oliver Schubert M. Sc. (München, Deutschland), wie er ein solches Verfahren umsetzt. Ferner erklärt er, warum er dabei einen Hybridkeramik-Rohling (VITA ENAMIC IS, VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) mit einer integrierten Schnittstelle zu einer Titanbasis einsetzt. Er zeigt auf, wie die Abutmentkrone aus Hybridkeramik direkt nach dem Entfernen des Gingivaformers die finale Ausformung des Emergenzprofils unterstützt.
1. Der Patientenfall
Eine 55-jährige Patientin stellte sich mit Beschwerden an Zahn 26 vor. Nach sorgfältiger klinischer und röntgenologischer Diagnostik erwies sich der Molar als nicht erhaltungswürdig. Nach der Extraktion sollte die Schaltlücke mit einem Implantat und einer monolithischen Abutmentkrone aus VITA ENAMIC IS geschlossen werden. Durch die duale Netzwerkstruktur der polymerinfiltrierten Feldspatkeramik zeigt der Werkstoff eine vergleichsweise hohe Elastizität, wodurch das Material Kaukräfte absorbieren kann. Diese Eigenschaft könnte sich für Versorgungen auf starr im Knochen verankerten Implantaten langfristig als sehr vorteilhaft erweisen. Daneben zeigen Labortests, dass durch eine mögliche punktuelle Überbelastung verursachte Mikrorisse dank der integrierten Polymerstruktur gestoppt werden können, was das Frakturrisiko minimiert. Die Versorgung des zuvor wurzelkanalbehandelten Zahns 25 sollte, gemäß Patientenwunsch, zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
2. Implantation und Scan
Nach knochenschonender Extraktion und sechzehnwöchiger Abheilung sollte die Schaltlücke mit dem Implantat 3i T3 Tapered (Zimmer Biomet, Warsaw, USA) versorgt werden. Nach der Bildung eines Volllappens wurde das Knochenbett entsprechend aufbereitet und das Implantat prothetisch ausgerichtet inseriert, wobei eine Primärstabilität von 35 Ncm erreicht werden konnte. Im Anschluss wurde der zweiteilige, scanbare Gingivaformer BellaTek Encode (Zimmer Biomet, Warsaw, USA) auf dem Implantat fixiert und der Wundbereich mit mikrochirurgischen Nähten fixiert. Acht Wochen nach Implantatinsertion wurde der intraorale Scan des Gingivaformers und damit die digitale Implantatabformung vorgenommen. Mit seinen spezifischen Einkerbungen an der Oberfläche diente der eingeschraubte und belassene Gingivaformer jetzt gleichzeitig als Scanbody. Ober- und Unterkiefer wurden mit dem 3M True Definition Scanner (3M, Seefeld, Deutschland) digitalisiert.
3. Fertigung und Eingliederung
Die Scandaten wurden an das Fräszentrum Zfx Süd (München, Deutschland) übermittelt und dort als STL-Datensatz heruntergeladen. Anschließend wurde mit dem Zfx Application Manager der Scandatensatz des Gingivaformers entschlüsselt. Der Gingivaformer wird dadurch automatisch reduziert und das Emergenzprofil in seiner Ausformung in der CAD-Software dargestellt. Die Abutmentkrone aus VITA ENAMIC IS wurde nun virtuell mit idealisiertem Emergenzprofil designt. Nach der CAM-gestützten Fertigung wurde die hybridkeramische Abutmentkrone mit der industriell gefertigten Titanbasis verklebt. Gleich nach dem Ausschrauben des Gingivaformers konnte die Abutmentkrone eingeschraubt und damit das Weichgewebe sofort unterstützt und final ausgeformt werden. Der Schraubenkanal wurde abschließend mittels Teflonband und Komposit verschlossen.
Bericht 07/18