Hybridkeramik-Stiftaufbauten: Erfahrungen aus dem experimentellen klinischen Einsatz
Zahnarzt Peter Neumann (Zahnarztpraxis Neumann, Brausewetter & Collegen, D-Berlin) hat aus der neuen Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, D-Bad Säckingen) mittels CEREC-Verfahren (Sirona Dental GmbH, A-Wals) Stiftaufbauten konstruiert und hergestellt, auf denen in derselben Sitzung eine Krone zementiert werden konnte. Diese Versorgungsform ist noch experimentell, wird von ihm jedoch bereits mit gutem klinischem Erfolg eingesetzt. Im folgenden Interview beantwortet Herr Neumann Fragestellungen rund um diesen klinischen Einsatz.
DV: Wie viele Endo-Kronen-Versorgungen mit CAD/CAM-gefertigten Stiftaufbau haben Sie mit der Hybridkeramik VITA ENAMIC gelöst und über welchen Zeitraum beobachten Sie bereits den klinischen Einsatz bei dieser speziellen Indikation?
ZA Peter Neumann: In den vergangenen 2,5 Jahren habe ich circa 30 Versorgungen dieser Art erstellt.
DV: Warum halten Sie VITA ENAMIC bei dieser „neuen“ CAD/CAM-Versorgungsform für besonders geeignet und was ist Ihr aktuelles Fazit hinsichtlich des klinischen Erfolgs?
ZA Peter Neumann: Stiftaufbauten aus VITA ENAMIC sind nicht standardmäßig einzusetzen, aber haben sich in unserer Praxis als ideale Lösung bei Fällen mit sehr fortgeschrittenem Substanzverlust bewährt. Die Hybridkeramik ist als Material für Stiftaufbauten besonders geeignet, weil der Elastizitätsmodul dem von Dentin sehr ähnlich ist. Weitere Vorteile in der Anwendung sind die extrem kurzen Schleifzeiten – wichtig für Chairside-Behandlungen – und das hervorragende Ätzmuster der Hybridkeramik. Nach dem Einkleben ist zudem die Nachpräparation einfach und schnell möglich und im Falle einer Fraktur ließe sich der Aufbau relativ gut wieder entfernen.
DV: Was müssen Praxen und Labore beim Einsatz der Hybridkeramik bei dieser Indikation hinsichtlich Restaurationsdesign, Wandstärken und Befestigung aus Ihrer Sicht beachten?
ZA Peter Neumann: Da sich der Einsatz dieser Versorgungsart speziell in Fällen mit sehr großem Substanzverlust empfiehlt, muss die noch vorhandene Zahnsubstanz bei der Präparation möglichst geschont werden. Wichtig ist es, in jedem Fall ein sogenanntes Fassreifendesign, d. h. eine zirkuläre Umfassung der Wurzel, zu erreichen. Für die Stabilität ist letztlich ein sicherer Verbund wichtiger als die Länge des Stifts.
DV: Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Ihren Patienten nach der erfolgreichen Eingliederung der genannten VITA ENAMIC-Restaurationen?
ZA Peter Neumann: In den beschriebenen Situationen und vor allem bei der Sofortversorgung lernen die Patienten die Möglichkeiten der modernen CAD/CAM-Zahnheilkunde ganz besonders zu schätzen. Meist hatten sie sich nicht erhofft, dass ihr Zahn erhalten werden kann, und sind dann ausgesprochen dankbar dafür.
DV: In welchen Bereichen sehen Sie noch weitere Möglichkeiten und Chancen hinsichtlich des klinischen Einsatzes dieses CAD/CAM-Werkstoffs?
ZA Peter Neumann: Ich setze VITA ENAMIC auch in der Funktionsbehandlung ein, z. B. wenn mit sogenannten Tabletops Okklusalflächen wieder aufgebaut werden, um neue Kieferrelationen herzustellen. Einen weiteren Indikationsbereich sehe ich bei Suprakonstruktionen, da hier eine hohe Belastbarkeit ebenfalls eine besonders große Rolle spielt.
DV: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Neumann!