Bruchlastuntersuchung zu implantatgetragenen Kronenversorgungen
Durch die starre, ankylotische Verankerung des Implantats im Knochen wirken hohe Kräfte auf die Suprakonstruktion, was bei Versorgungen aus traditionellen, spröden Keramiken zu Chipping und Frakturen führen kann. Dank ihrer dualen Keramik-Polymer-Netzwerkstruktur verfügt die Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) über eine vergleichsweise hohe, dentinähnliche Elastizität. Diese Elastizität ermöglicht es dem Werkstoff, Kaukräfte zu absorbieren. Im folgenden Interview berichtet Dr. Nadja Rohr (Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel, Schweiz) über ihre Erkenntnisse aus Bruchlasttests mit implantatgetragenen Kronen an der Universität Basel.
DV: Sie haben in einer In-vitro-Studie die Bruchlast von Kronen aus Hybridkeramik und traditioneller Keramik auf einteiligen Keramikimplantaten untersucht. Wie sind Sie hierbei vorgegangen?
Dr. Nadja Rohr: Standardisierte Molarenkronen aus Hybridkeramik und Feldspatkeramik wurden mit vier unterschiedlichen Befestigungskompositen auf Zirkonoxidimplantaten (ceramic.implant, 4.0 mm, VITA Zahnfabrik) befestigt. Nach 24-stündiger Wasserlagerung bei 37 °C wurden die Kronen bis zum Bruch belastet. Die verwendeten Befestigungsmaterialien wurden zusätzlich anhand der Biegefestigkeit, E-Modul, Spaltzugfestigkeit und Druckfestigkeit charakterisiert.
DV: Welche Unterschiede konnten Sie bei den Bruchlastuntersuchungen zwischen Versorgungen aus der Hybridkeramik VITA ENAMIC und traditioneller Keramik feststellen?
Dr. Nadja Rohr: Mit der Verwendung von Hybridkeramik lassen sich signifikant höhere Bruchlastwerte erzielen als mit Feldspatkeramik.
DV: In Ihrer Testreihe wurden die Kronen mit selbst- und volladhäsiven Kompositen befestigt. Hatte das einen Einfluss auf die ermittelten Bruchlastwerte?
Dr. Nadja Rohr: Mit Befestigungskompositen, die eine hohe Druckfestigkeit aufwiesen, wurden höhere Bruchlastwerte für Hybridkeramik und Feldspatkeramik erzielt.
DV: Wie relevant ist also die Druckfestigkeit eines Befestigungskomposits in der täglichen klinischen Praxis?
Dr. Nadja Rohr: Befestigungskomposite mit hoher Druckfestigkeit können die Stabilität des Gesamtsystems erhöhen. Im Molarenbereich wirken maximale Kaukräfte bis etwa 1.000 N. Die Wahl des richtigen Befestigungskomposits kann hier den klinischen Erfolg von Hybrid- und Feldspatkeramikversorgungen positiv beeinflussen.
DV: Worauf sollte bei der Wahl des Befestigungskomposits geachtet werden und was sollte bei der Eingliederung beachtet werden?
Dr. Nadja Rohr: Behandler sollten ein Befestigungskomposit wählen, das den klinischen Anforderungen gerecht wird. Für die Befestigung von Hybridkeramikkronen auf Zirkonoxidimplantaten wäre dies nach unserer Untersuchung ein adhäsives Befestigungskomposit mit hoher Druckfestigkeit. Wichtig ist, dass die Konditionierung gemäß den Herstellerangaben durchgeführt wird.
Quelle: Dr. Nadja Rohr, Universitätszahnkliniken Basel, Schweiz; Bericht/Literatur: Rohr N., Coldea A., Zitzmann NU., Fischer J. Loading capacity of zirconia implant supported hybrid ceramic crowns. Dent Mater. 2015;31: e279-88