Für einen zuverlässigen adhäsiven Verbund zwischen Befestigungskomposit und Hybridkeramik muss die Restauration konditioniert werden. Dr. Julián Conejo (University of Pennsylvania, School of Dental Medicine, Philadelphia, USA) untersucht in einer aktuellen In-vitro-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Markus B. Blatz, wie verschiedene Konditionierungsarten/-protokolle die Verbundfestigkeit zur Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) beeinflussen können. Im folgenden Interview berichtet er über seine wissenschaftlichen Ergebnisse.
DV: Bitte erläutern Sie die Methodik der Studie und welche Parameter bei der Konditionierung bzw. Vorbehandlung der Hybridkeramik modifiziert wurden?
Dr. Julián Conejo: 70 Prüfkörper der Hybridkeramik VITA ENAMIC wurden für 20, 60 oder 120 Sekunden mit 5 %-iger Flusssäure geätzt. Die geätzten Flächen wurden entweder mit Phosphorsäure oder in einem Ultraschallbad gereinigt. So wurden für die Studie, inklusive der Kontrollgruppe mit keiner Vorbehandlung, sieben verschiedene Untergruppen gebildet. Nach dem Haftvermittlerauftrag und der Kompositapplikation wurden die Prüfkörper in destilliertem Wasser gelagert. Die finale Scherhaftfestigkeit wurde ermittelt und die Daten statistisch ausgewertet.
DV: Wie wichtig ist nach Ihren Erkenntnissen die Ätzung mit 5 %-iger Flusssäure für einen zuverlässigen Haftverbund von Befestigungskomposit zu Keramikrestauration?
Dr. Julián Conejo: Es ist sehr wichtig Flusssäure zu applizieren, um eine aufgeraute Oberfläche für eine gute mikromechanische Retention zu schaffen. Alle geätzten Prüfkörper zeigten einen signifikanten Anstieg der Haftfestigkeit zum Befestigungskomposit. Um den nachhaltigen klinischen Erfolg der Versorgung zu gewährleisten, ist die Flusssäureätzung für den Behandler deshalb ein entscheidender Prozessschritt.
DV: Wie kann die Einwirkzeit der Flusssäure die Haftfestigkeit von Befestigungskomposit zu VITA ENAMIC beeinflussen?
Dr. Julián Conejo: Mit verschiedenen Einwirkzeiten der Flusssäure wurden unterschiedliche Ätzmuster auf den Prüfkörpern generiert. In unserer Studie führte kurzes Ätzen für 20 Sekunden zu signifikant geringeren Haftwerten. Bei längerem Ätzen erhöhte sich die Haftkraft. Allerdings zeigte sich kein Unterschied bei Ätzzeiten zwischen 60 und 120 Sekunden.
DV: Wie wichtig ist es, bei der Applikation von Flusssäure und Haftvermittler das Konditionierungsprotokoll der Hersteller genau zu beachten?
Dr. Julián Conejo: Das ist sehr wichtig. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die aktuell von der VITA Zahnfabrik empfohlene Oberflächenkonditionierung die höchste Haftfestigkeit ermöglicht und auch am einfachsten ist. Gemäß der Gebrauchsanweisung soll Hybridkeramik für 60 Sekunden geätzt und daraufhin der Silanhaftvermittler (Primer) für 60 Sekunden einmassiert werden.
DV: Kann der Behandler nach Ihrer Erfahrung den Haftverbund mit weiteren bzw. zusätzlichen Schritten positiv beeinflussen?
Dr. Julián Conejo: Nicht wirklich. Das war eine unserer Hypothesen. Jetzt wissen wir, dass weitere Reinigungsschritte nach dem Ätzen mit Flusssäure keine signifikant höheren Werte ermöglichen. Weder die zusätzliche Oberflächenbehandlung mit Phosphorsäure noch das Ultraschallbad haben die Haftfestigkeitswerte, im Vergleich zur Flusssäureätzung, verbessert. Für eine zuverlässige Befestigung ist nach der Einprobe eine saubere, vorbehandelte Oberfläche der Restauration immer wichtig.
DV: Was gilt es, neben der Konditionierung der Restauration, bei der Vorbehandlung der Zahnsubstanz zu beachten, um einen guten adhäsiven Haftverbund zu erzielen?
Dr. Julián Conejo: Die Isolation mit einem Kofferdam ermöglicht absolute Trockenheit und ein sauberes Arbeitsfeld. Die Oberfläche der Präparation sollte vor der Befestigung auch mit einem Adhäsivsystem konditioniert werden. Das ermöglicht dann wiederum den einwandfreien Verbund zwischen der Zahnhartsubstanz und dem Befestigungskomposit.
Bericht 08/16